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Dihydrotestosteron und sein Einfluss auf das Haarwachstum

Dihydrotestosteron und sein Einfluss auf das Haarwachstum

Medical Director Dr. Hans-Georg Dauer

11 min

Mai 20, 2022

Jeder dritte Mann über 30 und jeder zweite Mann über 50 haben eine Gemeinsamkeit: Sie leiden an Alopezie, besser bekannt als Haarausfall. Doch auch Frauen müssen um ihr Haarkleid fürchten. Rund 20 Prozent sind von Haarverlust betroffen.

Bei vielen Alopezie-Patienten liegt der Haarausfall in der Familie. Sprich: Er ist genetisch bedingt. In diesem Fall treibt Dihydrotestosteron sein Unwesen im Körper. Aber was ist das eigentlich, was richtet es an und wie können wir es stoppen?

Was ist Dihydrotestosteron (DHT)?

Bei Dihydrotestosteron, kurz DHT, handelt es sich um eine Umwandlung des Sexualhormons Testosteron (Metabolit), das der Hormongruppe der Androgene angehört. Verantwortlich für die Umwandlung ist die sogenannte Enzym 5-Alpha-Reduktase. Durch sie kommt eine chemische Reaktion in Gang, die Testosteron in DHT transformiert. Doch das an sich ist prinzipiell nichts Schlechtes.

Im Gegenteil: Eigentlich ist DHT etwas Gutes. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des männlichen Embryos. Genauso aktiv ist es in der Pubertät. Ohne Testosteron kann der Junge nicht zum Mann heranreifen. Sowohl beim Bartwuchs als auch bei der allgemeinen männlichen Körperbehaarung ist es massgeblich beteiligt. Selbst bei der Funktion der Talgdrüsen und der Entwicklung der Prostata ist DHT aktiv.

Nicht aber nur beim Mann ist DHT vorhanden. In geringen Mengen kommt das Abbauprodukt von Testosteron auch im weiblichen Körper vor.

Gut zu wissen: Nicht selten verwechseln wir DHT mit DHEA (Dehydroepiandrosteron). Doch der ähnliche Klang bedeutet nicht, dass beide identisch sind. Im Gegenteil: Verglichen mit DHT hat das Steroidhomron DHEA eine spürbar geringere Wirkung im Körper.

Wie wird DHT gebildet?

DHT wird in den sogenannten Zielorganen aus Testosteron produziert – zum Beispiel in der Prostata, den Nebenhoden oder der Samenblase. Der Mediziner aber spricht lieber von einer Reduktion des männlichen Sexualhormons Testosteron durch die Enzym 5α-Reduktase.

Schwer vorzustellen, aber DHT ist nur selten allein im Körper unterwegs. Der Grossteil des Abbauprodukts, ganze 99 Prozent, ist an Globuline (Shbg) geknüpft, an Proteine, die unsere Sexualhormone herstellen. Nur 1 Prozent des DHTs bewegt sich frei im Blut.

Und genau dieses ungebundene DHT kann in den Zielorganen wie der Prostata oder der Samenblase ungestört an Androgenrezeptoren binden – genau wie Testosteron. Befinden sich die Androgenrezeptoren im Ruhemodus, sind sie an sogenannte Hitzeschockproteine geknüpft, die sich aktiv um die Stabilität der Rezeptoren im Zytoplasma der Zelle kümmern.

Kommt nun DHT mit den Androgenrezeptoren in Berührung, löst es eine Konformationsänderung aus. In anderen Worten: Das Hitzeschockprotein und der Hormon-Rezeptor-Komplex werden in den Zellkern freigesetzt.

Im Zellkern kann sich dieser Komplex nun ungehindert mit sogenannten androgen-responsive elements der DNA verbinden.

Hättest du das gedacht? DHT und Testosteron wirken identisch. DHT ist jedoch nochmals potenter als Testosteron. Der Grund: Es weist eine höhere Affinität zum Androgenrezeptor auf, was seine Effektivität merklich steigert.

Wie wirkt DHT im männlichen und weiblichen Körper?

Beim Mann ist DHT ein echter Allrounder. Es ist nicht nur an der Entwicklung des männlichen Embryos beteiligt, sondern steuert auch noch die Körper- und Gesichtsbehaarung. DHT kreiert sozusagen einen maskulinen Look. Gleichzeitig reguliert der Alleskönner die Talgproduktion unserer Haut und bildet die männlichen Geschlechtsorgane aus, genau genommen die Prostata.

Doch das war noch nicht alles: Denn hättest du gedacht, dass DHT auch für den Stimmbruch mitverantwortlich ist? Es verleiht dem Mann seine markante, tiefe Stimme. Gute Nachrichten für leidenschaftliche Sportler: Beim Aufbau von Muskelmasse ist DHT ebenfalls unverzichtbar.

Bei der Frau spielt DHT keine Rolle? Falsch gedacht, auch im weiblichen Körper ist Dihydrotestosteron ein wichtiger Akteur. Denn tatsächlich dient ausgerechnet DHT als Vorstufe für die Synthese weiblicher Geschlechtshormone. Und das bedeutet im Umkehrschluss: Testosteron bildet nicht nur die Vorstufe für DHT, sondern auch für das weibliche Geschlechtshormon Estradiol.

Nebenbei übernehmen die Androgene im weiblichen Körper aber auch noch eigenständige Funktionen. Sie kräftigen die Muskeln, regen das sexuelle Lustzentrum an und stärken die Knochen. Zudem bilden sich die körperliche und seelische Geschlechtsrolle der Frau mit aus.

Doch was passiert, wenn die DHT-Konzentration nicht im Gleichgewicht ist? Was, wenn sie zu hoch ausfällt?

Das passiert gar nicht mal so selten. Denn im Falle einer angeborenen Hyperplasie der Nebennierenrinde gerät der DHT-Anteil schnell aus der Balance. Dasselbe geschieht bei Tumoren der Nebennieren oder Eierstöcke sowie bei Hodentumoren. Genauso denkbar ist das sogenannte PCO-Syndrom, ein Syndrom der polycystischen Ovarien. Dabei ist der Testosterongehalt im weiblichen Körper zu hoch.

Doch was sind die Folgen eines erhöhten DHT-Spiegels im Blut?

Bei Männern bewirkt ein zu hoher DHT-Spiegel, genauer 5α-dihydrotestosteron-Spiegel, häufig einen zu frühen Eintritt in die Pubertät. Bei Frauen hingegen ist eine Vermännlichung (Virilisierung) zu beobachten. Sprich: Ihr äusseres Erscheinungsbild wirkt plötzlich androgyner. Nicht selten leiden Frauen mit erhöhtem DHT-Spiegel an Hirsutismus. Darunter verstehen wir eine starke Körper- und Gesichtsbehaarung, die dem männlichn Wuchsmuster ähnlich ist. Dies gilt insbesondere für den Darmbart, die Brust oder den Rücken. Insbesondere bei Leistungssportlerinnen, die mithilfe von Doping ihren Muskelaufbau anregen wollen, ist dieses Phänomen häufig zu beobachten. Der Grund: Durch den erhöhten Anteil an männlichen Geschlechtshormonen im weiblichen Körper kommt der Hormonhaushalt durcheinander. Die weiblichen Hormone gehen zurück, die männlichen nehmen zu. Umso maskuliner erscheint plötzlich das Auftreten der Frau.

Ein selteneres Phänomen nennt sich adrenogenitale Syndrom. Hierbei sprechen wir von einer erblichen Erkrankung, bei der die weibliche Hormonsynthese gestört ist. Folglich bilden sich äussere männliche Genitalien, die der Mediziner als Pseudohermaphroditismus femininus bezeichnet.

Der DHT-Anteil im Blut kann aber nicht nur zu hoch, sondern auch zu niedrig ausfallen. In diesem Fall ist meist die Libido gestört oder die Geschlechtsorgane sind nicht richtig ausgebildet. Schlimmstenfalls droht sogar Impotenz. Die beiden häufigsten bekannten Störungen mit zu geringem DHT-Anteil (Androstanolon-Anteil) nennen sich übrigens Pseudohermaphroditismus masculinus oder Klinefelter-Syndrom.

Wie lässt sich der DHT-Spiegel senken?

Du kannst aufatmen: Gegen deinen hohen DHT-Anteil kannst du nämlich einiges tun. Was hältst du zum Beispiel von 5α-Reduktase-Hemmern? Hier ist der Name Programm: Zuverlässig bringen die Arzneimittel die 5-Alpha-Reduktase zum Stillstand. Das heisst: Es wird weniger Testosteron in DHT umgewandelt. Und je weniger DHT im Organismus vorhanden ist, desto besser.

5α-Reduktase-Hemmer hemmen die Produktion von Testosteron, indem sie die 5-Alpha-Reduktase lahmlegen. Und je weniger Testosteron im Körper kursiert, desto weniger DHT wird hergestellt – Mission geglückt.

Doch nicht nur Medikamente können den DHT-Gehalt im Blutkreislauf merklich reduzieren. Auch pflanzliche Geheimtipps sind sich einen Versuch wert, und zwar:

  • Sulforaphan (Senfölglykoside): Gemüsefans aufgepasst: Isothiocyanaten aus der Familie der Sulforaphan finden sich in Brokkoli und sämtlichen Kohlsorten wieder. Selbst in Kohlrabi, Meerrettich, Rucola, Kresse, Radieschen, Rettich oder Senf ist die grüne Wunderwaffe enthalten.
  • Theaflavin (Schwarztee Extrakt): Ab sofort darfst du guten Gewissens zu schwarzem Tee greifen. Denn gäbe es einen besseren Theaflavin-Lieferanten?
  • Bockshornkleesamen: Hab Vertrauen in die Wirkstoffe Trigonellin und Diosgenin in den Samen des Bockshornklees. Angeblich hemmen sie die DHT-Produktion. Übrigens: Hauptsächlich lassen wir uns Bockhornkleesamen als Gewürz schmecken.
  • Leinsamen: Die Randschichten des Leinsamens sind kleine Schatztruhen: Sie sind gut gefüllt mit Lignanen. Und genau diese pflanzlichen Sekundärstoffe aus der Familie der Phytoöstrogene sind Gold wert. Der Grund: Sie hemmen DHT.

Erblich bedingter Haarverlust - Was kann ich tun?

Wir können unsere Genetik nicht ändern. Wortlos hinnehmen müssen wir sie aber auch nicht. Denn zum Glück gibt es inzwischen das eine oder andere Hilfsmittel, das dem Kahlschlag auf dem Kopf effektiv entgegenwirkt. So sagt es zumindest die Statistik. Neugierig geworden? Dann werfen wir gemeinsam einen Blick auf die vielversprechendsten Methoden gegen erblich bedingten Haarverlust.

Minoxidil - der Klassiker

Viele Alopezie-Patienten behandeln ihr Leiden mit Minoxidil – ob mit Tinkturen oder mit Shampoos. Denn bei regelmässiger Anwendung soll der begehrte Wirkstoff den voranschreitenden Haarausfall nachweislich stoppen und sogar neue kräftige Haare nachwachsen lassen.

Der genaue Wirkmechanismus von Minoxidil im menschlichen Körper ist bislang nicht eindeutig geklärt. Experten haben jedoch eine Vermutung: Das Minoxidil soll die Durchblutung der Kopfhaut in Schwung bringen. Und je besser die Durchblutung arbeitet, desto mehr Nährstoffe und Sauerstoff bekommen unsere Haarwurzeln geliefert. Umso besser stehen ihre Überlebenschancen.

Doch Achtung: Minoxidil ist nur eine temporäre Lösung gegen erblich bedingten Haarverlust. Sobald wir die Einnahme stoppen, steht alles wieder auf Anfang.

Die Haartransplantation

Denn du suchst keine Lösung auf Zeit, sondern eine Lösung auf Dauer? Ein für alle Mal sagst du deiner erblich bedingten Alopezie den Kampf an?

Dann haben wir die Lösung für dich. Warum entscheidest du dich nicht für eine professionelle Haartransplantation bei Hair & Skin? Der grosse Vorteil: Die verpflanzten Haarwurzeln bleiben dir für den Rest deines Lebens erhalten. Sie fallen nicht mehr aus. Hört sich verlockend an? Nur wie muss ich mir den Eingriff genau vorstellen?

Zuallererst entnimmt unser erfahrener Mediziner kräftiges Spenderhaar aus einem dicht bewachsenen Bereich. Meist fokussiert er sich auf den Hinterkopf. Hier ist DHT nämlich weniger erfolgreich. Anschliessend präpariert er den Empfängerbereich für die Transplantate. Hierfür öffnet er winzige Kanäle auf der Kopfhaut und schafft Platz für ein vitales Haarkleid.

Im nächsten Schritt fügt er die Haarwurzeln Schritt für Schritt in die feinen Kanäle ein. Dabei achtet der Mediziner sorgfältig auf die natürliche Wuchsrichtung des Patienten. Das Ergebnis soll schliesslich so harmonisch und gleichmässig wie möglich wirken.

Geschafft, jetzt braucht es nur noch ein wenig Geduld. Denn, bis wir das finale Ergebnis endlich zu Gesicht bekommen, vergehen 9 bis 12 Monate. Dann aber haben wir ein Leben lang Freude an einem kraftvollem, dichtem und jugendlich frischem Haarkleid.

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Haartransplantation

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DHT - welche Funktionen hat es eigentlich?

Immer wieder lesen wir negative Schlagzeilen über DHT. Aber ist denn wirklich per se alles schlecht an dem Abbauproduktion von Testosteron? Nein, ganz und gar nicht. DHT hat auch seine guten Seiten.

Gerade bei der Entwicklung vom Jungen zum Mann können wir nicht auf DHT verzichten. Schliesslich ist es aktiv am Bartwuchs und an der Ausbildung der männlichen Geschlechtsorgane wie der Prostata beteiligt. Bei der Funktion der Talgdrüsen hat es natürlich auch ein Wort mitzureden.

Bedenklich wird es nur, wenn der DHT-Spiegel in unserem Blut aus der Balance gerät – insbesondere, wenn er zu hoch wird. Denn Experten sind überzeugt: Eine stark erhöhte DHT-Konzentration steigert das Risiko eines Prostatakarzinoms oder einer Prostatahyperplasie (einer gutartigen Vergrösserung der Prostata).

DHT und Haarausfall: Wie hängen die beiden zusammen?

Auf den ersten Blick scheinen DHT und Haarausfall nicht viel gemeinsam zu haben. Auf den zweiten Blick aber hängen sie plötzlich doch stärker zusammen als gedacht. Denn wusstest du, dass DHT eine typische Ursache für Haarausfall ist? Genau genommen gilt DHT sogar als einer der häufigsten Auslöser für den kosmetischen Makel. Nicht ohne Grund trägt es den Spitznamen das "Haarausfall-Hormon".

Wann immer eine androgenetische Alopezie oder ein erblich bedingter Haarverlust zugrunde liegt, hat DHT seine Finger im Spiel. Denn in diesem Fall reagieren die Haarwurzeln hypersensibel auf DHT. Sie kommen einfach nicht damit zurecht. Neben einer Überempfindlichkeit der Haarwurzeln steckt aber häufig auch eine zu hohe DHT-Konzentration im Körper hinter dem anlagebedingten Haarausfall.

Normalerweise verursacht DHT im Körper keine Probleme. Es sitzt lediglich in der Kopfhaut und bindet dort an spezielle Rezeptoren in den Haarwurzeln. Ist der Testosteronspiegel ausgeglichen und reagieren die Haarwurzeln nicht überempfindlich auf DHT, läuft dieser Prozess reibungslos ab. DHT regt die Proteinproduktion an, die den Haarzellen einen kräftigen Wachstumsschub verpasst.

Probleme gibt es nur, wenn die DHT-Konzentration zu hoch ausfällt oder die Haarwurzeln zu sensibel auf das Hormon reagieren. In diesem Fall dockt viel zu viel DHT an die Rezeptoren in der Haarwurzel an. Sie ist überfordert.

Die Reaktion: Die überforderte Haarwurzel bildet essenzielle Blutgefässe zurück, sodass sie nicht mehr mit ausreichend Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann. Ein Versorgungsengpass entsteht, der über kurz oder lang die Wachstumsphase (Anagenphase) des Haars verkürzt.

Durch die stark verkürzte Wachstumsphase befinden sich unsere Haare nun ausserordentlich lange in einem Zwischenzustand, in dem sie besonders fein und kaum auf der Kopfhaut zu erkennen sind. Daraufhin verkümmert die Haarwurzel. Schritt für Schritt bildet sie sich zurück – so lange, bis sie schliesslich ausfällt.

Schon gewusst? Auf die Körperbehaarung muss DHT nicht unbedingt Einfluss nehmen. So können Patienten mit androgenetischer Alopezie eine üppige Brust- oder Rückenbehaarung haben, aber trotzdem kahle Stellen auf dem Kopf.

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